Bachsaibling – Abendfang im Regen

Für Pools, den Alpenrhein und Bergseen habe ich mir bei Chris eine Daiwa Kiyose 43M bestellt. An die grössere Reichweite mit 4.3 m Länge muss ich mich erst noch gewöhnen. Sie fühlt sich schnell sehr gut an, verkürzt auf 3.8 m ist sie ein Genuss, agiler als meine TUSA 12″ Ivana. Als Leine benutze ich vorerst eine Fujino Tenkara Midi in 4.5 m Länge und einen kurzen Nylon-Vorfach. Mein erster Fisch damit, ein 28er Bachsaibling, habe ich gestern mit einer Skin Green Nymphe verführen können, trotz Regen beim Einnachten.

Tsuri o shimashoo – gehen wir fischen.

Dem Material, welches Fliegenfischer zum Teil an die Bäche schleppen, begegne ich staunend. Mit Tenkara bin ich in der für mich richtigen Fischerei angekommen. Es ist die Auseinandersetzung mit der Natur am Wasser, dem Fisch und seinem Futter, den Insekten.

Am Medelserrhein, im Regen.

Es regnet am Medelser Rhein, die Fische sind trotzdem scheu.

Oder wie es Yvon Chouinard  in Simple Gifts ausdrückte “ The way toward mastery of any endeavor is to work towards simplicity; replace complex technology with knowledge, hard work an skill.“ Also gehen wir (Tenkara) fischen – Tsuri o shimashoo – trotz Regen oder Wind.

„Gold“fische im Val Medel – Tenkara

Mit dem heutigen Ausflug wollte ich prüfen ob die Disentiser Goldwascher einen Einfluss auf die Fische am Bach haben oder nicht. Also startete ich Mittags mit meiner 12″ Iwana und einigen Nymphen und Fliegen vom Campingplatz Fontanivas, bachauf Richtung Süden. Ich lies mir ca. 3 h Zeit und befischte jedem Pool, schnelle und langsame Stellen. Scheue Fische überall. Fazit 9 Fische zwischen ca. 12 – 25 cm, die Mehrheit davon mit einer winzigen Nymphe, die anderen mit Christophe’s Kemono kebari.

4th Tenkara Convention

Dieses Jahr fand die Tenkara Convention  zum vierten mal statt. Austragungsort war Bad Aussee. Was für ein Zufall, an diesem Weekend war längst einen Termin in Oberösterreich vereinbart. Als Tenkara-Newbie verabredete mich mit dem Organisator einen Tag vor der Convention. Als wir um 12 Uhr im Staud’nwirt eintrafen lernte ich Oleg  Stryapunin und Chris Hendriks kennen. Eine Stunde später waren wir zu dritt am Wasser.

Der Wasserstand der Grundelseer-Traun war hoch, der Wettergott zeigte sich uns wohl gesonnen. Wir hatten mächtig Spass, Chris zog einen Fisch nach dem andern aus der Traun, wenig später stellten sich auch bei Oleg und mir die ersten Fangerfolge ein. Ich durfte viel von den beiden Profis lernen. Wir fingen über ein dutzend Forellen, zwischen ca. 12 – 35 cm, die letzte Grosse am Abend sprang mir beim Landen dann noch vom Haken.

Zurück im Staud’nwirt testeten wir noch einige Ruten von Oleg als Misako Ishimura und weitere Teilnehmer aus Österreich und Deutschland eintrafen. Bei ausgezeichnetem Essen liessen wir den Abend in der Koppenrast ausklingen. Die Gruppe war klein und fein. Die Gespräche erinnerten mich an die Gleitschirmszene vor 25 Jahren. Wo immer man mit dem Schirm landete, trafen sich ein paar eingeweihte, die man an Ihrer Körpersprache oder den bunten Klamotten schnell identifizieren konnte. Bei den anwesenden Tenkara Fischern ist das sehr ähnlich, charmant.

4thTenkaraConvention

4thTenkara Convention: Oleg Stryapunin begrüsst die Teilnehmer wärmendem sich Misako Ishimura für Ihren Vortrag vorbereitet.

Der offizielle Convention Tag startete mit einen sehr eindrücklichen Vortrag von Misako, welche uns tiefe Einblicke in die japanische Fischereikultur gewährte.

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4thTenkara Convention: Misako Ishimura erklärt die sprachliche Entwicklung verschiedenster Begriffe, hier die Herkunft der klassischen Fliege „Kebari“.

So kannten die japanischen Bergbach-Fischer schon von über 500 Jahren Teleskopruten aus Bambus. Auch das Nymphenfischen existierte lange vor der „tschechischen Methode“.

Dobozuri, die japanische Art der Schweizer Hegenen.

4th Tenkara Convention: Dobozuri, die japanische Art der „Havy Metal Hegenen“.

Sehr beeindruckend auch das Verständnis im Umgang mit der Fischerei an und für sich: Kleine Fische liess man im Bach, denn den Nachwuchs wollte man erst in den Folgejahren verspeisen, ebenso uninteressant waren kapitale Muttertiere, sie sorgten letztendlich für den künftigen Fischertrag. Zum Schutz der Tiere bedeckten japanische Bergfischer im Winter angeblich sogar Pools mit Blättern. Schon erstaunlich was diese Kultur hervorbrachte.

Herzlichen Dank für die gute Erfahrung. Ich freue mich auf die nächstjährige Convention, diese wird voraussichtlich im Friaul stattfinden.